Wattenmeer-Experten diskutieren über Formen der Wissensvermittlung zum Welterbe

„Nur wer das Wattenmeer kennt, versteht und würdigt, kann dieses Weltnaturerbe auch schützen.“ Dieser Prämisse war der heutige Wattenmeer-Tag gewidmet. Etwa 80 Akteure aus dem Trilateralen Wattenmeer – aus Politik, Pädagogik, Naturschutzmanagement, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen – diskutierten in Wilhelmshaven über die verschiedenen Ansätze für die Kommunikation mit Bewohnern und Besuchern. Sie beleuchteten neue Technologie- und Bildungsansätze sowie die Frage, wie sich jeder in Wissenschaft einbringen kann – mithilfe von Citizen Science oder engagiert für die Fridays for Future-Bewegung.

„Akzeptanz und Unterstützung aus der lokalen Bevölkerung und von Besucher*innen sind essentiell für den Schutz des Außergewöhnlichen Universellen Wertes einer Welterbestätte“, so Olaf Lies, niedersächsischer Minister für Umwelt, Energie, Bau und Klimaschutz. „Man schützt nur das, was man kennt. Deswegen sind ein guter Wissensstand und dessen Vermittlung in verschiedene Bereiche der Gesellschaft die Basis, um Menschen zum Naturschutz im Allgemeinen sowie in Schutzgebieten wie das Wattenmeer zu bewegen.“ Lies eröffnete die Vortragsveranstaltung zusammen mit Wilhelmshavens Oberbürgermeister Andreas Wagner, Karin Lochte, Vorsitzende des Wattenmeer-Ausschusses, Thomas Borchers, Vertreter des Bundesumweltministeriums, Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung und Sascha Klöpper, Interim-Exekutivsekretär des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats.

Das Thema der Tages „Welterbevermittlung – Wie vermitteln wir Wissen über das Weltnaturerbe Wattenmeer“ leitete Carolin Kolhoff, Leiterin der Welterbe-Abteilung der Deutschen UNESCO-Kommission, mit einer globalen Perspektive ein. Sie betonte in ihrem Vortrag die Bedeutung von Kommunikation und Bildung für den Erhalt und Schutz einer Welterbestätte. Anja Szczesinski (WWF Wattenmeerbüro Husum, International Wadden Sea School) lenkte den Blick auf die regionale Ebene und stellte die trilaterale Bildungsstrategie für das Weltnaturerbe Wattenmeer vor, das die für das Wattenmeer zuständigen Minister*innen Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande im Mai 2018 in Leeuwarden verabschiedet haben. „Mit der Strategie haben wir einen sehr guten Rahmen, in dem wir die nationalen und trilateralen Aktivitäten gebündelt beschrieben haben. Um aber den Außergewöhnlichen Universellen Wert des Wattenmeeres wirklich schlüssig zu kommunizieren, ist jeder einzelne Bildungsakteur gefragt“, so Szczesinski.

Ein Pfeiler der Bildungsstrategie ist die Internationale Wattenmeer-Schule, ein Netzwerk der Besuchereinrichtungen, die sich regelmäßig zur Vermittlung von Wattenmeer-Themen austauschen. Klaus Melbye (Wattenmeerzentrum Vester Vedsted, DK) und Claus von Hoerschelmann (Multimar Wattforum Tönning) sind Mitglieder des Netzwerkes. Am Beispiel ihrer Besuchereinrichtungen stellten sie den methodischen Wandel in der Bildungsarbeit vor. Lars Wohlers (KON-TIKI Interpretive Planning, Training and Evaluation) widmete sich dem Thema der Evaluation von Besucherströmen, als Grundlage zur Qualitätssteigerung von Bildungseinrichtungen.

Im zweiten Teil der Vorträge wurden Formen der interaktiven Wissensvermittlung beleuchtet. Rainer Borcherding (Schutzstation Wattenmeer) stellte mit der Beachexplorer App eine digitale Form von Citizen Science unter Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit vor. Stefanie Lenz (Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer) und Silke Ahlborn (Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer) berichteten über das Junior Ranger-Programm und die Einbindung von Kindern in Naturthemen. Klaus Melbye stellte „Mit Vadehav“ (Dt.: Mein Wattenmeer) vor, ein dänischen Programm, das mit Unterrichtsmaterial die Weltnaturerbestätte in den Unterricht unterschiedlichster Schulfächer, wie beispielsweise Mathe und Dänisch, einbindet. Tim Dodman (Wadden Sea Flyway Initiative) sorgte mit Beispielen interaktiver Übungen für Bewegung im Publikum, eine Methode, die er bei Schulungen von Verantwortlichen von Naturstätten entlang des Ostatlantischen Vogelzugs anwendet.

Die Abschlussdiskussion moderierten in diesem Jahr fünf Kinder aus dem Junior Ranger Programm des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer. Die jungen Wattenmeer-Enthusiasten zwischen 10 und 13 Jahren fragten Vertreter*innen aus Forschung, Schule, Besuchereinrichtungen und NGO nach ihren Meinungen und Lösungsansätzen für Schwächen der heutigen Bildung. Auch der Schwund von Artenexpert*innen, und wie man neue motivieren kann, war ein Thema. Die Tagungsteilnehmer*innen waren einstimmig von der professionellen Vorstellung der Junior Ranger*innen begeistert.

Der Wattenmeertag wird seit 2006 jährlich mit einem jeweils aktuellen Themenschwerpunkt gemeinsam vom Gemeinsamen Wattenmeersekretariat und der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer veranstaltet.

Die Präsentationen des Tages stehen mit Zustimmung der Referent*innen hier zum Download bereit.